
Selbstbeobachtung ohne Selbstkritik
Geh mit dir selbst um, wie du es mit deiner besten Freundin tun würdest ... - ShePowerUnit - Susanne und Sabine

Selbstbeobachtung ohne Selbstkritik
Heute kommt dieser Blog mal mit einem etwas kürzeren Beitrag daher. Dennoch ist das Thema enorm wichtig, wie ich finde, weil es meiner Erfahrung nach so gut wie uns alle betrifft. Und weil wir schon mal dabei sind: Sprichst du eigentlich mit deiner besten Freundin so, wie du oft (oder meistens?) mit dir selbst redest? Hm … Aber lass mich zum Thema kommen.
Ob man’s nun glaubt oder nicht, es ist gar nicht so einfach, sich selbst beim Denken, Fühlen und Reagieren zuzuschauen, ohne gleich in diesen gewohnten inneren Reflex zu fallen, der alles analysiert, kommentiert, einordnet und meistens auch noch kritisiert. Dazu gehört – du ahnst es schon – eine gute Portion Bewusstheit (erinnerst du dich an den betreffenden Artikel?).
Dabei wäre genau das so wichtig: Dass wir lernen, uns selbst zu begegnen, ohne sofort ganz spontan und ohne zu überlegen ein Urteil über uns zu fällen. Egal, worum es geht. Wie wir aussehen, was wir (angeblich) schon wieder falsch gemacht haben oder besser hätten machen können, dass uns die Soße angebrannt ist oder wir beim Einkaufen was vergessen haben. Sei mal ehrlich, eine Kleinigkeit reicht doch oft schon, um mit uns selbst harsch ins Gericht zu gehen.
Um nicht in den alten Rhythmus aus Funktionieren und Korrigieren zurückzufallen, sollten wir uns UNBEDINGT einen Moment Zeit nehmen und einfach mal nur reinspüren, was da eigentlich in uns passiert. Und zwar, ohne es gleich verändern zu wollen. Nur wahrnehmen, annehmen und – nicht gutheißen, aber auch nicht gleich verteufeln.
Uns selbst mit einem wachen, aber freundlichen Blick zu beobachten, heißt nicht automatisch, alles toll zu finden oder es dir sogar schönzureden. Es heißt einfach nur, zu bemerken, wenn etwas auftaucht, das gleich wieder loslegen und explodieren oder uns für irgendetwas kritisieren will. Dann erkennen wir wahrscheinlich auch, wie oft wir uns beispielsweise selbst übergehen und Ja sagen, obwohl wir eigentlich Nein meinen (anderes Thema, anderer Artikel – später).
Und dadurch dürfen wir auch üben, nicht ständig so hart zu sein mit uns selbst. Viele von uns sind ja mit einem inneren Kritiker groß geworden, der sehr früh gelernt hat, was angeblich „richtig“ ist (ich bin dafür echt ein Paradebeispiel und sag nur „Antreiber“: Von ich weiß nicht mehr genau wie vielen, habe ich 2024 in einem Wochenendseminar praktisch Full House gezogen – in mir ist sozusagen jeder einzelne aktiv, den es gibt). Genau deshalb fällt es oft so schwer, einfach nur zu sehen, ohne zu bewerten. Nur wahrzunehmen und nicht gleich innerlich den Rotstift anzusetzen und sich selbst Optimierungsvorschläge zu machen (und weil ich auch als Korrektorin und Lektorin seit Jahren damit Geld verdiene, ist es für mich manchmal besonders schwer, aus diesem Modus rauszuschalten, glaub’s mir!).
Aber genau dann, wenn wir da mal über unseren eigenen Schatten springen, kann was Neues entstehen. Nicht, wenn wir sofort und jetzt gleich besser werden wollen, als wir sind, sondern wenn wir damit anfangen, ehrlich mit uns zu sein. Und zwar WOHLWOLLEND ehrlich.
Eben wie zu unserer besten Freundin.
